
Landschaftsarchitektin Silvia Eichner bei der Präsentation des Buches „Gärten des Jahres 2025“ auf dem Green Summit am 18. Februar.
Der historische Bauerngarten von es Plan+GartenWerkstatt in Neudrossenfeld wurde mit einer ganz besonderen Auszeichnung geehrt: Aus 130 eingereichten Gärten wurde der Garten als einer von 50 für die Publikation „Gärten des Jahres 2025“ ausgewählt.
Diese Anerkennung unterstreicht die außergewöhnliche Gestaltung und Pflege des Gartens, der nun in dem renommierten Jahrbuch präsentiert wird. Die Aufnahme in diese exklusive Auswahl zeugt von der hohen Qualität und dem besonderen Charakter des Gartens, der die Expertise und Leidenschaft der beiden Gartengestalter widerspiegelt. Das Buch zeigt eine beeindruckende Vielfalt ganz unterschiedlicher Privatgärten und gibt einen Einblick in die Hintergründe und Herausforderungen, die bei deren Gestaltung eine Rolle spielen.
Ein Garten ”en progrès”: Ankommen, eintauchen, bleiben!
„Garten und Dreiseithof lagen nach Jahren des Leerstandes kaum bearbeitet, aber nicht verwildert, völlig in sich ruhend. Die ursprünglichen Funktionen waren verwischt, aber alle Grundzüge klar ablesbar“, erinnert sich Landschaftsarchitektin Silvia Eichner. Als das historische Anwesen zum Verkauf steht, empfindet sie dies als einmaligen Glücksfall und erwirbt es. Es wird zur Lebensaufgabe für sie und ihren Partner, beide Experten in Sachen Gartengestaltung und Landschaftsbau.
Das Anwesen mit denkmalgeschützten Gebäuden (Wohnstallhaus, Gartensalettl, Taubenhaus) und weitläufigem Garten liegt inmitten der oberfränkischen Bruchschollenlandschaft, deren Vielgestaltigkeit sich im Garten widerspiegelt. Als Prämisse steht von Anfang an, den ausgewogenen Charakter der Anlage zu bewahren und neu Hinzugekommenes wie selbstverständlich einzubinden. „Regionale Traditionen zeitgemäß interpretiert zu erhalten, moderne Nutzung auf Basis der alten Werte zu ermöglichen und damit den Bestand zukunftsfähig weiterleben lassen“, fasst Silvia Eichner die Ziele ihrer Gestaltung zusammen. Zum Leitmotiv wird neben den historischen Gebäuden der charakteristische alte Baumbestand aus Hainbuchen, Birken und Eichen, die den Gartenräumen allein durch das wechselvolle Licht- und Schattenspiel Atmosphäre verleihen. Ganz im Sinne des Denkens in Generationen wird dieser Bestand gezielt ergänzt.
Der Hofraum und der historische Bauerngarten mit klassischem Geviert bleiben in ihren Grundstrukturen erhalten und werden mit zeitgemäßer Nutzung und Bepflanzung lebendig gestaltet. Als im Wegekreuz des Bauerngartens bei Grabarbeiten alte Brunnenfundamente auftauchen, werden diese kartiert und gesichert. „Durch unerwartete Materialfunde wird die Planung immer wieder auf den Prüfstand gestellt und das Werk ”en progrès” angepasst“, erklärt Silvia Eichner. Auch die jahrzehntealten Pfingst- bzw. Strauchrosen und die mehr als hundert Jahre alten Buchshecken mit armdicken Stämmen, die sich nach wie vor im Bauerngarten behaupten, nimmt sich als wertvolle Elemente in die Gestaltung auf.
Im rückwärtigen Teil befindet sich der landschaftliche Teil mit Badeteich, der sich weit zur obermainischen Hügellandschaft öffnet. Dieser Bereich greift ein typisches Landschaftselement auf: die durch Realerbteilung entstandene lange schmale Form der Feldflure, die Silvia Eichner zeitgemäß interpretiert. Der Badeteich mit seiner natürlichen Wasserlandschaft entsteht in Anlehnung an die zahlreichen Stillgewässer in nächster Nachbarschaft. Ihn umgibt ein großzügiger Sumpf- und Wasserpflanzenbereich, der sich behutsam in den Bestand eingliedert und zwischen Garten und Kulturlandschaft vermittelt. Obstbaumreihen bilden eine weit in die Feldflur weisende Verzahnung. Die ”geborgte Landschaft” ist wesentlicher Teil des Konzeptes und so ergeben sich aus vielen Positionen „Fenster“ mit weiten Ausblicken in die Kulturlandschaft bis zu den umgebenden Bergrücken und Talauen. „Sich öffnende Aspekte oder Rückzugsorte unter dem Dach alter Bäume schaffen Raum zum Durchatmen“, bringt es die Landschaftsarchitektin auf den Punkt. In dieses Bild eines mit seiner Umgebung in völliger Harmonie stehenden Anwesens passt der nachhaltige Umgang mit Materialien: Verbaut sind überwiegend heimische, gebrauchte und historische Natursteine aus dem Bestand und Abbruch an anderer Stelle. Wege werden als wassergebundene Decke oder Kalksteinpflaster mit Rasenfuge hergestellt, sodass Regenwasser an Ort und Stelle versickern kann. Dies unterstreicht den naturnahen und authentischen Charakter des historischen Hofes mit seiner Gartenanlage. So entsteht eine perfekte Symbiose zwischen alt und neu mit der Vielfalt der Pflanzen als Leitmotiv. „Es ist nicht nur unser Beruf oder ein Hobby, es macht unser Leben aus, in diesem Garten die Tradition und gleichzeitig die Natürlichkeit zu bewahren“, resümiert Silvia Eichner.
Porträt: „Die Verbindung von Tradition und Moderne ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck von kreativer Vielfalt, Lebensfreude und Lebendigkeit auf solidem Fundament“.
Silvia Eichner